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MAIL VOM NOVEMBER 1999

 

Liebe Berater-Kolleginnen und Kollegen,

vor wenigen Wochen bin ich für ein paar Tage in die USA geflogen, um eine weitere Methode der Großgruppen-Arbeit kennenzulernen. Denn in dem kleinen Ort Taos in New Mexico fand Anfang November der weltweit erste Workshop über Appreciative Inquiry Summits, die Großgruppen-Anwendung von AI (Appreciative Inquiry) statt. In diesem reizvollen Ferien- und Künstlerort, der an allen Ecken indianische Kultur atmet und wo mit die ältesten festen Gebäude Nordamerikas (Pueblos) zu besichtigen sind, kam eine ziemlich
internationale Gruppe von Beratern zusammen. Denn neben Walter Bruck und mir aus Deutschland waren auch Kollegen aus Schweden, Dänemark, England, Holland, Italien und Israel dabei. Und diese europäische Gruppe hat sich entschlossen, David Cooperrider und Diana Whitney, die "Erfinder" von Appreciative Inquiry in den USA, im kommenden Jahr nach Europa zu holen. Dazu unten mehr.

Für mich waren die Tage in Taos ungemein inspirierend. Es war einfach faszinierend zu erfahren, was in den USA mit Großgruppen-Interventionen gemacht wird. So haben wir Videos von Konferenzen gesehen, die gleichzeitig in mehreren Landesteilen stattfanden und über Satelliten-TV miteinander verbunden waren. Beeindruckend war auch die Initiative des Bischofs von San Francisco, William Swing, dem anläßlich des 50jährigen Jubiläums der United Nations im Jahr 1995 aufging, daß es noch keine "United Religions" g
ibt. Und bei Hans Küng hatte er gelesen, daß es keinen Weltfrieden geben und das Ziel der UN nicht erreicht werden kann, wenn nicht vorher die Religionen Frieden schließen. Also machte er sich daran, die im Grunde längst überfällige "United Religions" zu gründen. Der Start dieses Vorhabens war eine große Konferenz mit mehreren hundert Vertretern von Religionen aus der ganzen Welt. Diese Konferenz nutzte die Vorgehensweise der Appreciative Inquiry Summits.

Dann ist da noch die Geschichte des brasilianischen Unternehmers, der vor einigen Jahren von Freunden nach Taos geschickt wurde und nur hinfuhr, weil er dachte, das hätte etwas mit "Tao" zu tun. Stattdessen bekam er AI gelehrt. Im letzten Jahr nun flog er David Cooperrider nach Brasilien ein, schloß seine Firma mit 700 Mitarbeitern für einen Tag, lud dazu noch 150 Kunden und andere Partner ein und setzte die Konferenz an Tag 2 und 3 mit 200 Mitarbeitern fort. Das Resultat war, daß sein Gewinn sich binnen
weniger Monate verdreifachte.

Für mich ist es erstaunlich, wie wenig Appreciative Inquiry bislang bei uns bekannt ist. In den USA hat diese Methode und Philosophie in den letzten 12 Jahren (seit ihrer ersten Veröffentlichung) eine enorme, im Grunde explosionsartig wachsende Popularität gewonnen. Sie ist die radikalste Abkehr von Defizit-orientiertem Vorgehen und die radikalste Umsetzung der Ressourcen- und Lösungsorientierung in der Organisationsentwicklung, die ich kenne. Sie ist d i e Basis-Disziplin der amerikanischen systemischen
Beratung. Über Appreciative Inquiry gibt es inzwischen mehr Literatur als über alle anderen Großgruppen-Interventionen zusammen (wobei ich betonen möchte, daß AI ohne den "Summit" ein Werkzeug ist, das sich auch mit kleinen Gruppen einsetzen läßt).

Ich möchte daher an Sie alle / Euch alle appellieren, sich mit dieser Methode bald auseinanderzusetzen. Ich bin sicher, daß sich AI auch im deutschsprachigen Raum in nur wenigen Jahren sehr stark durchsetzen wird und daß Sie es sich als Berater gar nicht leisten können, diese Methode nicht zu kennen. Ich wage zu prophezeien, daß AI häufiger eingesetzt werden wird als beispielsweise Open Space. Ich glaube sogar, daß AI die ganze Disziplin der OE (selbst der systemischen OE) auf neue Beine stellen wird. Das
mögen gewagte Behauptungen sein. Doch verlassen Sie sich ruhig auf meinen Instinkt. Und seien Sie / seid früh dabei.

Wenn Sie ein gutes, leicht lesbares und kurzes einführendes Buch lesen wollen, dann bestellen Sie "The Thin Book of Appreciative Inquiry" von Sue Annis Hammond bei www.thinbook.com. Wenn Sie im nächsten Jahr ein Seminar mit David Cooperider und Diana Whitney in Europa besuchen wollen... dann lesen Sie weiter.

An der Großgruppen-Anwendung von AI fasziniert mich, daß die ganze Konferenz in kurzer Form in den ersten zwei Stunden vorweggenommen wird. Es beginnt gewissermaßen holographisch - und so entsteht schon von Anfang an sehr viel Energie. Von Anfang an wird eine neue Realitätswahrnehmung geschaffen. Ich sehe AI als eine sehr gute Bereicherung dessen, was wir schon über Großgruppen-Interventionen wissen. Denn AI Summits sind nicht in jedem Bestandteil neu. Sie enthalten auch viel von Zukunftskonferenzen und R
TSC-Konferenzen.

AI Summits bieten eine weitere Möglichkeit, Großgruppen-Interventionen mehr Hebelwirkung zu verschaffen. Denn mit Hilfe einer ausgefeilten Interview-Methode kann man vor einer Konferenz buchstäblich Tausende Mitarbeiter einer Organisation (oder Einwohner einer Stadt) nicht nur einbeziehen, sondern gleich bei Tausenden eine Wahrnehmungsveränderung erzeugen. Die besten Geschichten aus diesen Interviews werden dann in eine Konferenz mit "nur" einigen hundert oder Dutzend Teilnehmern eingespielt.

Der erste Appreciative Inquiry Summit in Deutschland fand im übrigen bereits drei Wochen nach meiner Rückkehr aus Taos statt. Doch weder Walter Bruck noch ich, sondern Isis Herzog hat sie mit 50 Teilnehmern durchgeführt. Wir haben zwar das Konzept zusammen vorbereitet, doch dann konnte ich mangels Zeit gar nicht dabei sein. Isis war von der Wirkung völlig begeistert.

Und nun zu dem angekündigten Seminar mit David Cooperrider und Diana Whitney. Es wird vom 22. bis zum 26. Mai 2000 stattfinden. Es deckt sowohl die Klein- wie die Großgruppenanwendung von AI ab. (3,5 Tage kleine Gruppen und "basics", 1,5 Tage "Summit"). Es wird in Riccione in Italien stattfinden. Riccione liegt an der Adria, etwa eine Zugstunde von Bologna entfernt. Bologna ist per Flugzeug gut zu erreichen. Und im Mai gibt es vielleicht auch schon billige Charterflüge nach Rimini.

Das "European Network for AI" entschied sich für Riccione und Italien, weil das Hotel dort mit Abstand am günstigsten ist (DM 135 pro Nacht mit Vollpension). Das war insbesondere unseren Kollegen aus den anderen Ländern wichtig. Der Flug dorthin kostet Sie / Euch zwar etwas, doch dafür nimmt man mal an einem Seminar an einem ungewohnten Ort teil und kann hinterher noch ins nahegelegene Florenz oder an einen anderen schönen Platz in Italien fahren.

Ich kann das Referentenpaar David Cooperrider und Diana Whitney nur empfehlen. Sie leiten den Workshop sehr souverän. Und das so wichtige "wertschätzende" Element verkörpern sie perfekt.

Und dann möchte ich noch hervorheben, daß dieses Seminar im Verhältnis zu dem, was es in den USA kostet, sehr preiswert ist. Die 5 Tage kosten Euro 1600,--, in den USA wären das 30% mehr. Ich glaube nicht, daß das jemals wieder so preiswert zustandekommt, da David und Diana eigentlich wollen, daß ihr Workshop überall in der Welt das gleiche kostet. Sie haben dieses mal nur dem Drängen von "Italien" und "Israel" nachgegeben.

Eine sehr engagierte Truppe von 13 Beratern aus 7 Ländern macht sich viel Arbeit (stellen Sie sich den Abstimmungszirkus vor, den wir ständig haben), um dieses Ereignis auf die Beine zu stellen. Bis Mitte Februar müssen wir wissen, ob unser Vorhaben ökonomisch machbar ist. Daher gilt der genannte Preis nur, wenn Sie sich bis zum 15.2.2000 anmelden.

Um das Internet nicht zu sehr verstopfen, füge ich diesem eMail keine Seminarausschreibung als Anhang bei. Immerhin geht diese Aussendung an etwa 700 Empfänger. Sie können / Ihr könnt das Seminarprogramm in meiner Homepage www.zurbonsen.de finden. Auf "Seminare" klicken und dann auf "Appreciative Inquiry" und dann auf....."Ich möchte mich anmelden". Dann kommt das Anmeldeformular. Zwischendrin kann man auch mal auf einen kurzen Artikel über AI Summits klicken und etwas mehr darüber lesen. (Doch leider noc
h nicht viel)

Dieses Seminar wird nur zustandekommen, wenn wir aus Europa mindestens 50 (besser 65) Teilnehmer zusammenbringen. Deutschland hat davon 30 bis 40 versprochen. Helfen Sie und helft mir, diese zu mobilisieren. Senden Sie dieses eMail an KollegInnen weiter. Und kommt selbst.

Don't let me down.

Ich freue mich auf ein Wiedersehen in Riccione ....oder wo auch immer.

Nachbemerkung: Das Seminar in Riccione hat mit 70 Teilnehmern aus ganz Europa stattgefunden und viel Begeisterung ausgelöst,