Liebe
Berater-Kolleginnen und Kollegen,
vor wenigen Wochen bin ich für ein paar Tage in die USA geflogen,
um eine weitere Methode der Großgruppen-Arbeit kennenzulernen.
Denn in dem kleinen Ort Taos in New Mexico fand Anfang November der
weltweit erste Workshop über Appreciative Inquiry Summits, die
Großgruppen-Anwendung von AI (Appreciative Inquiry) statt. In
diesem reizvollen Ferien- und Künstlerort, der an allen Ecken indianische
Kultur atmet und wo mit die ältesten festen Gebäude Nordamerikas
(Pueblos) zu besichtigen sind, kam eine ziemlich
internationale Gruppe von Beratern zusammen. Denn neben Walter Bruck
und mir aus Deutschland waren auch Kollegen aus Schweden, Dänemark,
England, Holland, Italien und Israel dabei. Und diese europäische
Gruppe hat sich entschlossen, David Cooperrider und Diana Whitney, die
"Erfinder" von Appreciative Inquiry in den USA, im kommenden
Jahr nach Europa zu holen. Dazu unten mehr.
Für mich waren die Tage in Taos ungemein inspirierend. Es war einfach
faszinierend zu erfahren, was in den USA mit Großgruppen-Interventionen
gemacht wird. So haben wir Videos von Konferenzen gesehen, die gleichzeitig
in mehreren Landesteilen stattfanden und über Satelliten-TV miteinander
verbunden waren. Beeindruckend war auch die Initiative des Bischofs
von San Francisco, William Swing, dem anläßlich des 50jährigen
Jubiläums der United Nations im Jahr 1995 aufging, daß es
noch keine "United Religions" g
ibt. Und bei Hans Küng hatte er gelesen, daß es keinen Weltfrieden
geben und das Ziel der UN nicht erreicht werden kann, wenn nicht vorher
die Religionen Frieden schließen. Also machte er sich daran, die
im Grunde längst überfällige "United Religions"
zu gründen. Der Start dieses Vorhabens war eine große Konferenz
mit mehreren hundert Vertretern von Religionen aus der ganzen Welt.
Diese Konferenz nutzte die Vorgehensweise der Appreciative Inquiry Summits.
Dann ist da noch die Geschichte des brasilianischen Unternehmers, der
vor einigen Jahren von Freunden nach Taos geschickt wurde und nur hinfuhr,
weil er dachte, das hätte etwas mit "Tao" zu tun. Stattdessen
bekam er AI gelehrt. Im letzten Jahr nun flog er David Cooperrider nach
Brasilien ein, schloß seine Firma mit 700 Mitarbeitern für
einen Tag, lud dazu noch 150 Kunden und andere Partner ein und setzte
die Konferenz an Tag 2 und 3 mit 200 Mitarbeitern fort. Das Resultat
war, daß sein Gewinn sich binnen
weniger Monate verdreifachte.
Für mich ist es erstaunlich, wie wenig Appreciative Inquiry bislang
bei uns bekannt ist. In den USA hat diese Methode und Philosophie in
den letzten 12 Jahren (seit ihrer ersten Veröffentlichung) eine
enorme, im Grunde explosionsartig wachsende Popularität gewonnen.
Sie ist die radikalste Abkehr von Defizit-orientiertem Vorgehen und
die radikalste Umsetzung der Ressourcen- und Lösungsorientierung
in der Organisationsentwicklung, die ich kenne. Sie ist d i e Basis-Disziplin
der amerikanischen systemischen
Beratung. Über Appreciative Inquiry gibt es inzwischen mehr Literatur
als über alle anderen Großgruppen-Interventionen zusammen
(wobei ich betonen möchte, daß AI ohne den "Summit"
ein Werkzeug ist, das sich auch mit kleinen Gruppen einsetzen läßt).
Ich möchte daher an Sie alle / Euch alle appellieren, sich mit
dieser Methode bald auseinanderzusetzen. Ich bin sicher, daß sich
AI auch im deutschsprachigen Raum in nur wenigen Jahren sehr stark durchsetzen
wird und daß Sie es sich als Berater gar nicht leisten können,
diese Methode nicht zu kennen. Ich wage zu prophezeien, daß AI
häufiger eingesetzt werden wird als beispielsweise Open Space.
Ich glaube sogar, daß AI die ganze Disziplin der OE (selbst der
systemischen OE) auf neue Beine stellen wird. Das
mögen gewagte Behauptungen sein. Doch verlassen Sie sich ruhig
auf meinen Instinkt. Und seien Sie / seid früh dabei.
Wenn Sie ein gutes, leicht lesbares und kurzes einführendes Buch
lesen wollen, dann bestellen Sie "The Thin Book of Appreciative
Inquiry" von Sue Annis Hammond bei www.thinbook.com. Wenn Sie im
nächsten Jahr ein Seminar mit David Cooperider und Diana Whitney
in Europa besuchen wollen... dann lesen Sie weiter.
An der Großgruppen-Anwendung von AI fasziniert mich, daß
die ganze Konferenz in kurzer Form in den ersten zwei Stunden vorweggenommen
wird. Es beginnt gewissermaßen holographisch - und so entsteht
schon von Anfang an sehr viel Energie. Von Anfang an wird eine neue
Realitätswahrnehmung geschaffen. Ich sehe AI als eine sehr gute
Bereicherung dessen, was wir schon über Großgruppen-Interventionen
wissen. Denn AI Summits sind nicht in jedem Bestandteil neu. Sie enthalten
auch viel von Zukunftskonferenzen und R
TSC-Konferenzen.
AI Summits bieten eine weitere Möglichkeit, Großgruppen-Interventionen
mehr Hebelwirkung zu verschaffen. Denn mit Hilfe einer ausgefeilten
Interview-Methode kann man vor einer Konferenz buchstäblich Tausende
Mitarbeiter einer Organisation (oder Einwohner einer Stadt) nicht nur
einbeziehen, sondern gleich bei Tausenden eine Wahrnehmungsveränderung
erzeugen. Die besten Geschichten aus diesen Interviews werden dann in
eine Konferenz mit "nur" einigen hundert oder Dutzend Teilnehmern
eingespielt.
Der erste Appreciative Inquiry Summit in Deutschland fand im übrigen
bereits drei Wochen nach meiner Rückkehr aus Taos statt. Doch weder
Walter Bruck noch ich, sondern Isis Herzog hat sie mit 50 Teilnehmern
durchgeführt. Wir haben zwar das Konzept zusammen vorbereitet,
doch dann konnte ich mangels Zeit gar nicht dabei sein. Isis war von
der Wirkung völlig begeistert.
Und nun zu dem angekündigten Seminar mit David Cooperrider und
Diana Whitney. Es wird vom 22. bis zum 26. Mai 2000 stattfinden. Es
deckt sowohl die Klein- wie die Großgruppenanwendung von AI ab.
(3,5 Tage kleine Gruppen und "basics", 1,5 Tage "Summit").
Es wird in Riccione in Italien stattfinden. Riccione liegt an der Adria,
etwa eine Zugstunde von Bologna entfernt. Bologna ist per Flugzeug gut
zu erreichen. Und im Mai gibt es vielleicht auch schon billige Charterflüge
nach Rimini.
Das "European Network for AI" entschied sich für Riccione
und Italien, weil das Hotel dort mit Abstand am günstigsten ist
(DM 135 pro Nacht mit Vollpension). Das war insbesondere unseren Kollegen
aus den anderen Ländern wichtig. Der Flug dorthin kostet Sie /
Euch zwar etwas, doch dafür nimmt man mal an einem Seminar an einem
ungewohnten Ort teil und kann hinterher noch ins nahegelegene Florenz
oder an einen anderen schönen Platz in Italien fahren.
Ich kann das Referentenpaar David Cooperrider und Diana Whitney nur
empfehlen. Sie leiten den Workshop sehr souverän. Und das so wichtige
"wertschätzende" Element verkörpern sie perfekt.
Und dann möchte ich noch hervorheben, daß dieses Seminar
im Verhältnis zu dem, was es in den USA kostet, sehr preiswert
ist. Die 5 Tage kosten Euro 1600,--, in den USA wären das 30% mehr.
Ich glaube nicht, daß das jemals wieder so preiswert zustandekommt,
da David und Diana eigentlich wollen, daß ihr Workshop überall
in der Welt das gleiche kostet. Sie haben dieses mal nur dem Drängen
von "Italien" und "Israel" nachgegeben.
Eine sehr engagierte Truppe von 13 Beratern aus 7 Ländern macht
sich viel Arbeit (stellen Sie sich den Abstimmungszirkus vor, den wir
ständig haben), um dieses Ereignis auf die Beine zu stellen. Bis
Mitte Februar müssen wir wissen, ob unser Vorhaben ökonomisch
machbar ist. Daher gilt der genannte Preis nur, wenn Sie sich bis zum
15.2.2000 anmelden.
Um das Internet nicht zu sehr verstopfen, füge ich diesem eMail
keine Seminarausschreibung als Anhang bei. Immerhin geht diese Aussendung
an etwa 700 Empfänger. Sie können / Ihr könnt das Seminarprogramm
in meiner Homepage www.zurbonsen.de finden. Auf "Seminare"
klicken und dann auf "Appreciative Inquiry" und dann auf....."Ich
möchte mich anmelden". Dann kommt das Anmeldeformular. Zwischendrin
kann man auch mal auf einen kurzen Artikel über AI Summits klicken
und etwas mehr darüber lesen. (Doch leider noc
h nicht viel)
Dieses Seminar wird nur zustandekommen, wenn wir aus Europa mindestens
50 (besser 65) Teilnehmer zusammenbringen. Deutschland hat davon 30
bis 40 versprochen. Helfen Sie und helft mir, diese zu mobilisieren.
Senden Sie dieses eMail an KollegInnen weiter. Und kommt selbst.
Don't let me down.
Ich freue mich auf ein Wiedersehen in Riccione ....oder wo auch immer.
Nachbemerkung:
Das Seminar in Riccione hat mit 70 Teilnehmern aus ganz Europa stattgefunden
und viel Begeisterung ausgelöst,